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e-NRW Kongress 2019 „Kulturwandel Digital 2020 für NRW“

Am 7. November 2019 fand in Neuss der nunmehr langjährig erfolgreich etablierte Fachkongress e-NRW statt. Unter dem Titel „Kulturwandel Digital 2020 für NRW“ – Die smarte Verwaltung 4.0 an der Schwelle des neuen Jahrzehnts fanden sich weit über 500 Personen in der Stadthalle Neuss ein und diskutierten in 13 Fachforen mit 50 Vorträgen sowie im großen Plenum die Chancen und Herausforderungen für die Verwaltung in der digitalen Transformation.

Ich habe mich gefreut, auch in 2019 wieder als Leiterin der GfWM-Fachgruppe Digitale Transformationsprozesse am Kongress aktiv teilnehmen zu können und ein Fachforum zu moderieren. Gerne möchte ich kurz einige Impressionen aus diesem Forum wiedergeben.

Fünf Referentinnen und Referenten aus der Öffentlichen Verwaltung, von IT-Dienstleistern und aus der Wirtschaft zeigten im Fachforum X: „Intelligente und agile Impulse kooperativer Digitalisierungsstrategien für das nächste Jahrzehnt“ in ihren Beiträgen mit welchen Herausforderungen die Digitalisierung für Verwaltungen verbunden ist und welche kreativen Denkansätze hier Unterstützung bieten können.

Die Session eröffnete als erster Referent Lorenz Löffler, Berater bei der Prognos AG. In seinem Impulsbeitrag stellte er als Mitautor den Prognos Trendreport 2019 „Digitalisierung der Verwaltung ein Hürdenlauf: Sieben Gründe für Erfolg und Scheitern“ vor und beleuchtete zentrale Fragen nach den Gründen für Erfolg und Scheitern der Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung:

  • Warum kommt die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in Deutschland nur langsam voran?
  • Woran scheitert sie oft genug bei ihren Digitalisierungsprojekten?
  • Welche Hürden müssen auf dem Weg in eine digitale Zukunft überwunden werden? Und wie können die Akteure trainiert werden, damit sie in Zukunft druckvoll über die Hürden laufen?

Im Trendreport definieren die Autoren Marcel Hölterhoff, Jan Tiessen, Lorenz Löffler und Franziska Stader unter Berücksichtigung zahlreicher Gespräche mit Expertinnen und Experten aus Verwaltung und Wissenschaft und durch Recherche verschiedener Veröffentlichungen sieben typische Hürden, die die Umsetzung vieler digitaler Verwaltungsprojekte in den letzten Jahren erschwert haben.

  1. Nutzerperspektive verankern
  2. Datenschutz ernst nehmen und nicht überhöhen
  3. Gemeinsame Ziele, koordinierte Umsetzung
  4. Digitalisierung als lohnende Investition begreifen
  5. Verwaltung für digitale Kompetenzen öffnen
  6. Digitalen Vollzug bei der Rechtssetzung mitdenken
  7. Innovationen Raum geben – mit Beidhändigkeit und Realismus

Eine erste mögliche Antwort auf die Überwindung der Hemmnisse gab Harald Vieten, Dezernent für IT, E-Government und Bauen im Rhein-Kreis Neuss mit der „Kooperativen Digitalstrategie des Rhein-Kreises Neuss als Beispiel für den kreisangehörigen Raum in NRW“. Als Leitender Kreisverwaltungsdirektor und Mitglied im IT-Kooperationsrat NRW für die nordrhein-westfälischen Kreise verfügt er über langjährige Erfahrungen mit interkommunalen Kooperationen. In der Überzeugung, dass die arbeitsteilige Vorgehensweise der einzig richtige Lösungsansatz ist, haben der Rhein-Kreis-Neuss und seine Kommunen 2019 eine Verwaltungsvereinbarung als lokales Bündnis zur Digitalisierung abgeschlossen.

In seinem Vortrag gab Herr Vieten Beispiele für gemeinsame interkommunale Projekte:

  • Digitalisierung der kommunalen Baulasten-Akten (eine Blaupause wird in Kaarst erarbeitet),
  • Kfz-Ummeldungen in den kommunalen Einwohnermeldeämtern sowie
  • Fortbildungsmaßnahmen zur Digitalisierung für die Beschäftigten

Bei Digitalisierungsprojekten, die im Interesse aller Kommunen liegen, besteht zudem die Möglichkeit einer Finanzierung über den Kreishaushalt finanziert. Die Konferenz der Hauptverwaltungsbeamten des Landrats entscheidet dabei einstimmig „auf Augenhöhe“ über die entsprechenden Vorhaben.

Ziel ist es, durch die Zusammenarbeit bei Digitalisierungsmaßnahmen und e-Government-Projekten bessere Rahmenbedingungen zu schaffen und nicht für die gleichen Herausforderungen ständig neue lokale Lösungen zu schaffen. Es besteht kein Bedarf für die x’te separate Kartenlösung! Kooperationen statt redundanter Lösungsentwicklungen in den einzelnen Kommunen sind zudem gerade auch mit Blick auf die allerorts fehlenden personellen Ressourcen im IT-Bereich dringend zu empfehlen.

Mit ihrem Erfahrungsbericht zum „Kreativraum IT.NRW: die Digitalisierung mit bunten Zetteln gestalten“ zeigten Mareike Weber und Michael Gerwinat vom Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) einen weiteren Lösungsansatz für digitale Verwaltungen. Aus ihren praktischen Erfahrungen in Projektmanagement, Veränderungsmanagement, Organisationsentwicklung und im Einsatz agiler Methoden haben sie zunächst im eigenen Büro (Gerwinat) einen ersten Kreativraum geschaffen. Sukzessive ist daraus ein Raum entstanden, in dem der Einsatz agiler Methoden gefördert wurde.

Dies betrifft nicht nur Digitalisierungsprojekte, sondern grundsätzliche alle Vorhaben, bei denen mehr und besserer Ergebnissen in kürzerer Zeit erreicht werden sollen. Dazu werden neben der entsprechenden räumlichen Verfügbarkeit und Ausstattung zusätzlich Methoden und Mindset benötigt, um die kreativen Möglichkeiten, die gute Kreativräume bieten, in Ergebnisse umsetzen zu können.

Ein entsprechendes Beispiel für eine agile Methode stellte Jessica Lehmann, Beraterin für Digitale Transformation bei PROSOZ Herten im Anschluss vor. Sie nutzt in ihrer beruflichen Tätigkeit „Lego Serious Play als Methode zur digitalen Strategieentwicklung in Kommunen“.

In einem sehr angeregten und intensiven Austausch zwischen dem Podium und dem Auditorium wurden die vorgestellten Lösungsansätze diskutiert. Dabei stand die Frage im Vordergrund, inwiefern sie als Blaupausen von anderen Verwaltungen genutzt werden können, um die eingangs betrachteten Hürden für die digitale Verwaltung zu überwinden.

Der Wunsch, die Thematik in einem Follow-Up nochmals aufzugreifen und mit weiteren Beispielen zu vertiefen, wurde mehrfach geäußert und der Austausch auch im Nachgang zur Session bilateral noch fortgeführt.

Die GfWM-Fachgruppe Digitale Transformationsprozesse freut sich über Ihre Anregungen und über Ihre weiteren Diskussionswünsche zu diesem Thema. (Kontakt: tanja.krins@gfwm.de)