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Sustainable Development Goals und Wissensmanagement

Vor einiger Zeit wurden die Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen veröffentlicht. Es wurden 17 konkrete Ziele formuliert, von denen einige ganz konkret mit Wissen zu tun haben.

Am offensichtlichsten ist der Zusammenhang wohl zum 4. Ziel Bildung. Ohne Bildung ist Wissen nur schwer denkbar – Wissensmanagement vermutlich überflüssig.

Weitere direkte Verbindungen zu wissensintensiven Themen gibt es viele – mit einer Ausnahme durchgängig von SGD 7 bis 17. Die Ausnahme ist zentral: SDG 10 zielt auf „Verringerung von Ungleichheit“. Es gibt viele Argumente, die auf das Gegenteil hinauslaufen: Wissen und Lernen verstärken Ungleichheit vor allem zwischen jenen, die diese Optionen (insbesondere Bildung) nicht haben. Solange der Zugang zu Bildung (SDG 4) nicht sehr breit sichergestellt ist, wird aufgrund der enormen Effektivitäts- und Effizienzunterschiede (siehe auch SDG 8 – Wirtschaftswachstum) die Ungleichheit erst einmal weiter zunehmen, bevor sie möglicherweise später doch noch realisiert werden kann. Die empirischen Daten aus dem Arbeitsmarkt in OECD Ländern geben kurzfristig keine Hoffnung, weil Bildungsunterschiede in der Jugend auch noch über die nächste Generation erhalten bleiben.

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Wer eine komplexe Infrastruktur hat, benötigt auch WM, um sie zu erhalten oder sogar noch auszubauen. Entsprechend anspruchsvoll sind aktuell auch die Aktivitäten im Zusammenhang mit Energie (SDG 7) und den mit einer nachhaltigen Energieversorgung verbundenen Herausforderungen. Die aktuell intensiven Diskussionen in den USA, aber auch in Deutschland zum Thema Erhalt und Ausbau von Infrastruktur ergänzen diese Argumentation.

Einen ebenfalls starken Wissensbezug haben die eher inhaltlichen Themen 2, 3, 4 und 6, wobei Wissensmanagement entsprechend schon älterer Thesen insbesondere den schon wissensintensiven Sektoren besonderen Nutzen verleiht. Industrialisierte Landwirtschaft (SDG 2) ist wissensintensiv. Wer also Ernährung als sehr elementare Grundlage für Überleben, noch nicht zu sprechen von Wohlstand, sicherstellen möchte, müsste hier ansetzen. Damit verbunden sind dann aber völlig andere (industrielle, kapitalintensive) Wege, die von einer kulturell stark verankerten Tradition der Subsistenzwirtschaft meilenweit entfernt ist. Ähnlich wie in der Medizin (SDG 3) sind hier auch Werte und kulturelle Überzeugungen weiter zu entwickeln, ohne zu einseitige Weltbilder aufzuzwingen. Bildung – insbesondere auch für Mädchen und Frauen (SDG 5) – ist der bereits priorisierte Schlüssel.

Das erste Ziel der SDG – Armut zu reduzieren – ist legitim. Der Chinesische Weg nach dem 2. Weltkrieg war, zuerst Wohlstand (für wenige) zu schaffen, bevor nun die Umverteilung beginnt. Auch aus Wissensmanagement Sicht scheint einiges dafür zu sprechen – getreu dem alten Spruch: Die Flut hebt alle Boote. Und doch dürfte der höherer Konsum (SDG 12) eher einen indirekten Bezug zu WM haben. Wer WM berücksichtigt, wird aber zumindest im Laufe der Zeit höhere Konsumchancen haben, als jemand, der das nicht beachten kann.

Als Zwischenfazit dieser sehr kurzen Reflexion lässt sich feststellen: unabhängig von einer Reihenfolge sind alle 17 Ziele grundsätzlich auch aus WM-Sicht unterstützbar und unterstützenswert. Vielleicht regt das Bild zu einer Diskussion an und führt statt zu einem Ranking zu einer noch deutlich besseren Darstellung.

Unabhängig davon zeigt sich aber: Die SDG sind mit den Ideen der GfWM nicht nur kompatibel, unsere Aktivitäten laufen – mit deutlichem Wissen um die Limitierung der eigenen Wirkung – auch darauf hinaus, diese globalen Ziele real werden zu lassen!